Die Haut - unsere Haustüre...
- Judith
- 11. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
...die ich bewusst öffnen und schliessen kann. Wen lass ich rein und wen lass ich aussen vor.
Haut
Die Berührung auf unserer Haut löst ein Gefühl von Geborgenheit aus, uns wird eine Erfahrung geschenkt die uns direkt mit dem Innersten in Berührung bringt.

Die Haut schützt uns vor der Sonne, Hitze und Kälte, Viren und Bakterien, mechanischen Verletzungen, sie reguliert unsere Körpertemperatur, etc..
Die Haut ist auch unser grösstes Sinnesorgan. Rezeptoren und Nervenenden informieren uns über das Nervensystem fortlaufend und sekundenschnell über körperliche Reize welche wir Empfinden, wie Druck, Temperaturunterschiede, Schmerzreize, Berührung.
Berührung
Berührungen können verschiedene Qualitäten haben.
Die sanfte und liebevolle Berührung der Mutter. Die tröstende Umarmung einer Freundin. Die zärtliche Berührung der/s Liebsten. Die kalte und schmerzende Berührung einer Ohrfeige oder einfach die unachtsame Berührung die lieber weggelassen wäre.
Wir alle haben haben verschiedenste Berührungsqualitäten erfahren. All diese Erfahrungen haben dabei in uns Gefühle und Emotionen ausgelöst. Z.Bsp. Freude, Angst, Scham.
Die Haut ist eng mit der Psyche verbunden und kann auch unsere seelische Verfassung spiegeln. So treibt uns die Angst Schweiss auf die Stirn, Furcht treibt die Gänsehaut und Verlegen sein errötet uns.
Dramatischere Erfahrungen zBsp. Gewalt, Bedrohung aber auch Stürze oder Operationen, oder auch der Verlust eines nahen Menschen, deren Berührung wir nicht mehr erfahren dürfen, versetzt unsere Psyche und Nervensystem in einen Notzustand.
Notzustand
Wenn wir diesen Notzustand erfolgreich verarbeiten und überwinden können, können wir von einer Erfahrung sprechen, die uns vielleicht gestärkt hat, oder wir werden bewusster im Umgang mit dem Ereignis.
Ist dieser Notzustand zu gross, so, dass er uns übermannt und blockiert, verdrängen wir und schieben diese Erfahrung in die hinterste Ecke unseres Körpers/Erinnerung und wollen nichts mehr mit dem zu tun haben. Mit der Zeit wird dieses Erlebnis vergessen, so zu sagen eingefroren.
Aber unser Körper vergisst nie. Irgendwann kommen die "Bräschteli" z.Bsp. über chronische Verspannungen, Kraftlosigkeit, Albträume, veränderte Körperwahrnehmung (plötzlich fühlt sich ein Körperteil leblos an) Schwindel oder - die Haut macht sich in irgendeiner Form bemerkbar. Die Haut als Haustüre vom verdrängtem Schmerz.
Es kann auch von einem Trauma gesprochen werden.
"Ein Trauma ist im Nervensystem gebunden. Es ist somit eine biologische unvollständige Antwort des Körpers auf eine lebensbedrohlich erfahrene Situation. Das Nervensystem hat dadurch seine volle Flexibilität verloren. Wir müssen ihm deshalb helfen, wieder zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurückzufinden." Peter A. Levine
Die Haut ist ein lebendiger Austausch und ist ein lebenswichtiges Organ für die Verbindung nach innen und von innen nach aussen (physisch wie psychisch).
Körperarbeit
Die Körperarbeit ist ein wunderbares "Mittel" aufzutauen. ZBsp. über die präsenzbasierte Esalen Massage.
Achtsame und langsame Streichungen über die Haut des Körpers, vom kleinsten Zeh bis zu den Fingerspitzen, kann der Klient von sich eine neue Körperlandschaft erstellen und erfahren. Mit der inneren bewussten Wahrnehmung dabei sein, und plötzlich wird zBsp. die Hand zum Zentrum des Körpers.
Wie fühlt sich die Hand an? Weich, sensitiv, entspannt, kraftvoll?

In der Esalen Massage werden Ressourcen aufgebaut, und aus dieser Kraft und Stärke kann Schwierigem und Unbekanntem begegnet werden.
Die Berührung auf unserer Haut löst ein Gefühl von Geborgenheit aus, das Nervensystem antwortet schnell. Schon nach 20 Minuten achtsamer Berührung kann man im Blut ein körpereigener Glückshormon-Cocktail von Serotonin (Stimmung, Schlaf), Oxytocin (Kuschelhormon) und Endorphin (schmerzlindernd und euphorisierend) messen.
Auf dieser Basis kann die traumatische Erfahrung körperlich wie geistig neu
ver - hand - elt, bzw. neu betrachtet und neu verarbeitet werden.
Mit der Hilfe der achtsamen Berührung der Haut wird das vegetative Nervensystem angesprochen und so können sich Verspannungen und Blockaden behutsam auflösen. Das Verdrängte oder das Eingefrorene kann sich in kleinen Dosen auftauen und sich schrittweise entladen.
Die Haut - unsere Haustüre
Mit der Zeit kann die Haut als Körpergrenze, als stabiler Schutzraum wahrgenommen werden und wir erhalten damit die Gewissheit, dass alles innerhalb davon zu uns gehört und dass die Aussenwelt etwas anderes ist. Mit dieser Erkenntnis können wir immer mehr von unserem Selbst ent-decken und kennenlernen und dabei erhalten wir Selbst-Bewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes. Wir gewinnen an Präsenz wo das Ja "ich öffne die Türe" und das Nein "ich schliesse die Türe" möglich wird.
Die Haut - unsere Haustüre.
"Die Haut ist nicht nur Grenze, sie ist Begegnung - Berührung offenbart das Menschsein in seiner zartesten Form." Unbekannt
Love, Judith
Last but not least:
Atemtherapie (am Rande erwähnt) ist ebenfalls eine tiefgründige Körperarbeit, die "gefrorenes schmelzen" lassen kann. Zum Thema Haut und Esalen Massage ist Atemtherapie, für mich, eine wertvolle Ergänzung.
Bei schweren Traumata ist die Zusammenarbeit mit einem Psychiater/Psychologin erwünscht /erforderlich.
Die Bilder sind von Lili Imboden Esalen Massage Schweiz freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
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